(Quelle: finews.ch)
Im PHD Web3-Newsletter- und Blog-Beitrag „Die ökologische Realität von Blockchains & Kryptowährungen“ vom 20. Mai 2022 hatten wir die Klimaschädlichkeit und die schlechte CO2-Bilanz von Proof-of-Work-Blockchains skizziert und den Launch von Ethereum 2.0, mit der Umstellung auf den Proof-of-Stake (POS)-Konsensmechanismus, angekündigt. Das genaue Launch-Datum war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht konkret und medial wurde vage von Q3 2022 gesprochen. Zwischenzeitlich hatte sich das Zeitfenster konkretisiert und Ethereum hat mit dem „Merge“ am 15.09. den ersten Schritt in Richtung einer Proof-of-Stake-Lösung und damit einhergehend einer nachhaltigeren und besser skalierbaren Blockchain unternommen.
In unserem Beitrag wollen wir zunächst ein paar Hintergründe zum Merge geben und dann auf die verbesserte Energiebilanz der Blockchain eingehen.
Was ist „The Merge“?
Die Umstellung vom ursprünglichen Proof-of-Work-Konsensmechanismus auf Proof-of-Stake wurde „The Merge“ genannt. Die Fusion bezieht sich darauf, dass das ursprüngliche Ethereum Mainnet mit einer separaten Proof-of-Stake-Blockchain namens Beacon Chain verschmolzen wurde und nun als eine einzige Kette existiert.
Die unten aufgeführte Grafik verdeutlich den Merge auch nochmal visuell.
(Quelle: Ethereum.org)
Screenshot des Merge und dem Wechsel auf den POS-Konsensmechanismus:
(Quelle: „POS Activated“ Screenshot aus dem Ethereum-Code)
In der „The Merge“-Debatte ist außerdem zu berücksichtigen, dass der Merge nur ein Teil des gesamten Ethereum-Upgrades ist.
Die Ethereum-Upgrades: Was ist bereits passiert und was folgt noch in den nächsten Jahren?
Die Ethereum 2.0-Upgrades bestehen aus den bereits implementierten Änderungen durch die Beacon Chain und The Merge-Upgrade. The Surge, The Verge, The Purge und The Splurge sind die bereits bekannten Bezeichnungen für die nächsten Upgrades. Nachdem alle Upgrades implementiert sind, wird erwartet, dass die neue Ethereum-Blockchain skalierbarer, sicherer und nachhaltiger wird – und dabei weiterhin dezentralisiert bleibt.
Die Beacon Chain
Die früher als Phase 0 bezeichnete Beacon Chain stellt das erste Upgrade in der Reihe der großen Ethereum-Upgrades dar. Sie wurde am 1. Dezember 2020 eingeführt und führte Proof-of-Stake in das Ethereum-Ökosystem ein.
Was folgt nach der Beacon Chain und The Merge?
Es gibt zwar noch keine offizielle Ankündigung zu den anderen Ethereum-Upgrades (The Surge, The Verge, The Purge und The Splurge) aber Sharding ist definitiv in Arbeit und soll irgendwann im Jahr 2023 nach The Merge stattfinden.
Was ist Sharding?
Mangelnde Skalierbarkeit ist eines der Haupthindernisse für einen umfassenderen Einsatz der Blockchain-Technologie in vielen Sektoren. Sharding ist eine Lösung für das Skalierbarkeits-Problem von Blockchains. Dabei wird die Datenbank in sogenannte „Shards“ unterteilt, wobei jede Shard nur einen Teil der im Netzwerk gespeicherten Daten verarbeitet. Auf diese Weise kann die Bearbeitungszeit deutlich reduziert werden. Ethereum wird die Skalierbarkeit mit Hilfe von Sharding erhöhen, um den Datendurchlauf zu steigern und die Transaktionskosten und -zeiten zu reduzieren.
Sharding ist eine Skalierungslösung, deren Umsetzung viel Zeit und Mühe erfordert. Es könnte jedoch einer der größten Gewinne der Blockchain in Bezug auf die Skalierbarkeit sein, wenn es gut gemacht ist und es Ethereum ermöglicht, Daten besser zu speichern und darauf zuzugreifen.
Was bringt das Ethereum-Upgrade in Hinblick auf die Energiebilanz?
Vor kurzem berichtete der Entwickler von Ethereum, Vitalik Buterin, via Twitter, dass seinen Informationen zufolge, der weltweite Energieverbrauch durch den Merge um 0,2% gesunken ist.
Der Umzug weg von der energieintensiven Proof-of-Work- zur fast energieneutralen Proof-of-Stake-Validierung ist eine Häutung des vielleicht wichtigsten Krypto-Projekts – und erfolgt mitten im Krypto-Winter. Die Kurse der Kryptos sind im Keller, zaghafte Aufwärtsbewegungen enden derzeit immer wieder an Widerständen, Geld lässt sich kaum verdienen.
Manch einer bezeichnete die Umstellung, als ob man bei einem Fahrzeug den Motor wechselt – bei voller Fahrt.
Und doch ist der Zeitpunkt für die Ethereum-Umstellung optimal. Ethereum stellt sich mehr als ein dezentrales Unternehmen auf denn als Kryptowährung.
Zwischen Bitcoin und Ethereum, zwischen Proof-of-Work und Proof-of-Stake, zwischen Wert als Währung und Wert als Unternehmung läuft eine immer klarer zu Tage tretende Trennlinie. Bitcoin setzt weiterhin auf Energieverbrauch, bezieht daraus wie aus seiner Endlichkeit auch einen Teil seines Werts. Bitcoin möchte Währung sein. Ethereum dagegen dient als Plattform mit geringem Energieverbrauch, stellt Infrastruktur zur Verfügung und lebt von seiner Community.